These forums have been archived and are now read-only.

The new forums are live and can be found at https://forums.eveonline.com/

Allgemeines

 
  • Topic is locked indefinitely.
 

[Story] - Das letzte Landungsboot?

Author
Rionan Nafee
#1 - 2013-02-25 12:05:13 UTC  |  Edited by: Rionan Nafee
"Bewegung! Bewegung! Bewegung!", schrie der Sergeant und versuchte, die im Leerlauf röhrenden Triebwerke des Landungsbootes zu übertönen. "Lasst eure Sachen wo sie sind und seht zu, dass ihr eure verdammten Ärsche bewegt!"
Dabei schlug er jedem Soldaten der an ihm vorbei kam auf die Schulter, damit dieser noch schneller die Laderampe hinauf hastete. Aus dem Inneren hörte er undeutlich die Lademeisterin brüllen: "Weitergehen! Bis ganz nach vorne. Hinsetzen und festschnallen. Wer keinen Sitz findet, setzt sich auf den Boden oder hält sich an den Netzen fest!"

Vor zwei Wochen erst waren sie auf diesem kahlen Felsplaneten gelandet, um ihn zu erobern. Warum? Wichtige Rohstoffe? Wertvolle Industrieanlagen? Strategische Bedeutung? Das wusste der Sergeant nicht. Und es interessierte ihn auch nicht. Das Kommando hatte beschlossen, den Planeten einzunehmen, also setzte er sich mit seinen Leuten in Bewegung.
Zweihundert Landungsboote hatte sie genau an dieser Stelle abgesetzt und anfangs lief die Operation auch generalstabsmäßig ab. Doch irgendwann hatte sich das Blatt gewendet und seit gestern rückten die Kampfgeräusche mit jeder Stunde näher.
Vor zwei Stunden schließlich hatte das Kommando den vollständigen Rückzug angeordnet und seit diesem Zeitpunkt flogen die wenigen verbliebenen Landungsboote ohne Unterlass. Trotzdem würden sie es wohl nicht schaffen, alle abgesetzten Soldaten auch wieder an Bord der Transportschiffe zu holen. Die Hälfte der Flotte war bereits ausgerichtet und beschleunigte auf Warpgeschwindigkeit. Der Rest würde schon bald folgen. Sobald die wertvollen Schiffe den Orbit verlassen hatten, würde das Kommando die bedingungslose Kapitulation anbieten. Der Verlust von ein paar Tausend Soldaten konnte einfacher verschmerzt werden, als wenn die teuren Schiffe zerstört würden. Vor allem, wenn es sich dabei um diese ungemein wichtigen Kapselpilotenschiffe handelte.

"Sergeant?", neben ihm hatten zwei Sanitäter angehalten. Auf einer Trage zwischen ihnen lag eine Verwundete. Der Sergeant konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie als eine der ersten mit ihm hier gelandet war. Sie war ein hübsches Mädchen gewesen, tapfer, engagiert und voller Tatendrang. Doch nun würden nicht mal ihre Eltern sie noch wiedererkennen. Beide Beine, den rechten Arm und die komplette Hälfte ihres Gesichts hatte sie verloren. Monate der Rehabilitation standen ihr bevor und den Rest ihres Lebens würde sie auf künstliche Extremitäten angewiesen sein. Dabei hatte sie noch Glück gehabt, der Rest ihrer Einheit war von den heimtückischen Sprengfallen buchstäblich in der Luft zerrissen worden.
Ihre Lippen unter der Beatmungsmaske formten unter dem Einfluss starker Medikamente irgendwelche Worte, doch diese blieben unverständlich.
"Schon gut", entgegnete der Sergeant tonlos. Er wusste nicht, ob sie ihn noch hörte.
"Sergeant, wir sind bereits 20% über dem Beladungslimit!", schrie ihm die Lademeisterin des Landungsschiffes ins Ohr, um die röhrenden Triebwerke zu übertönen.
Als sich ihre Blicke kreuzten, erkannte der Sergeant, dass sie damit rechnete, dass dies wohl das letzte Landungsboot war, das von dem Planeten abheben würde. Und sie erkannte, dass er es ahnte.
Mit zusammengepressten Lippen nickte der Sergeant ihr zu, dann schlug er dem einen Sanitäter auf die Schulter. "Bringt sie rein! Und kümmert euch um sie! Der Rest wartet auf das nächste Landungsboot."
Die Lademeisterin nickte ihm zu. Dann folgte sie eilig den beiden Sanitätern und ihrer halbtoten Last und rief dabei Anweisungen in ihr Kehlkopfmikrofon.
Der Sergeant nahm seinen Fuß von der Laderampe, als sich diese vom Boden löste und die Triebwerke jaulend hochgefahren wurden. Das Landungsboot befand sich bereits hoch über dem Boden und beschleunigte, da erst schloss sich die Luke mit einem dumpfen Geräusch. Der Pilot hatte keine Sekunde verloren.

Der Sergeant sah dem Landungsboot mit steinernem Gesicht hinterher, wie es rasch an Höhe gewann und im Dunkel des Himmels verschwand.
Als er den Blick wieder senkte sah er in die Gesichter seiner Leute. In jedem einzelnen erkannte er, dass sie viel für einen letzten Platz gegeben hätten. Trotzdem nahmen alle wieder die zurückgelassenen Waffen auf und besetzten erneut die Verteidigungsstellungen der aufgegebenen Basis. Gehorsam warteten sie auf das nächste Landungsboot. Auch wenn dieses vielleicht niemals kommen würde.
Am Horizont begannen die gegnerischen Geschütze wieder zu feuern.
Rionan Nafee
#2 - 2013-02-25 12:10:41 UTC
Zwar nur eine aufbereitete Altlast, aber immerhin ein Neuanfang.

Konstruktive Kritik ist willkommen.
Marox Calendale
University of Caille
Gallente Federation
#3 - 2013-02-25 15:16:21 UTC
Rionan Nafee wrote:

Die Lademeisterin nickte ihm zu, dann folgten sie eilig den beiden Sanitätern und ihrer halbtoten Last. Dabei rief sie Anweisungen in das Kehlkopfmikrofon an ihrem Helm.

Eigentlich interessieren mich Rechtschreibfehler nicht, doch an diser Stelle impliziert es die Vorstellung der Sergeant würde ebenfalls mit ins Landungsboot einsteigen und seine restlichen Männer quasi im Stich lassen. Daher meine bitte an dich das zu korrigieren.


Zum Rest: Wow, du hast einen unglaublich schönen, weichen, harmonischen Schreibstil der einen schnell und angenehm sanft in die Geschichte gleiten lässt, selbst wenn man unterbrochen wurde (lese im Büro Sad ).
Ich habe heute sowohl diese als auch die von dir im anderen Story Thread geposteten Geschichten gelesen und habe mich zwischenzeitlich gefragt, wo ich diesen Roman nur kaufen kann.

Bis auf den Holpler oben finde ich auch diese Geschichte gut, obwohl ich schon gestehen muß, dass mir die anderen etwas besser gefielen, was aber eher mit dem Thema ansich zusammenhängt als mit dem literarischen Stil.

Ich würde mir wirklich wünschen, dass du die anderen Geschichten hier auch noch einmal postest, quasi als Sammlung deiner Werke. Siblil (wird der Name so geschrieben?) und Morana sind zwei tolle Charaktere. Das Schlimme ist, dass ich deine Geschichten als so schön abgerundet empfinde, dass ich dir nicht einmal schreiben kann was mir wirklich gut gefällt, denn es ist einfach alles zusammen...
Ok doch eine Stelle weiß ich noch. Als in der Geschichte "Capitol Pilot" das mit der Qualle rauskommt, mußte ich wirklich herzhaft lachen. Big smile

Danke für diese tollen Geschichten!
Rionan Nafee
#4 - 2013-02-25 18:18:24 UTC
Marox Calendale wrote:
Rionan Nafee wrote:

Die Lademeisterin nickte ihm zu, dann folgten sie eilig den beiden Sanitätern und ihrer halbtoten Last. Dabei rief sie Anweisungen in das Kehlkopfmikrofon an ihrem Helm.

Eigentlich interessieren mich Rechtschreibfehler nicht, doch an diser Stelle impliziert es die Vorstellung der Sergeant würde ebenfalls mit ins Landungsboot einsteigen und seine restlichen Männer quasi im Stich lassen. Daher meine bitte an dich das zu korrigieren.
Danke für den Hinweis, das ist natürlich ein gravierender Fehler. Ich habe es gleich ausgebessert und den Abschnitt noch einmal umformuliert.


Marox Calendale wrote:
Ich würde mir wirklich wünschen, dass du die anderen Geschichten hier auch noch einmal postest, quasi als Sammlung deiner Werke. Siblil (wird der Name so geschrieben?) und Morana sind zwei tolle Charaktere. Das Schlimme ist, dass ich deine Geschichten als so schön abgerundet empfinde, dass ich dir nicht einmal schreiben kann was mir wirklich gut gefällt, denn es ist einfach alles zusammen...
Ok doch eine Stelle weiß ich noch. Als in der Geschichte "Capitol Pilot" das mit der Qualle rauskommt, mußte ich wirklich herzhaft lachen. Big smile
Freut mich, dass dir die Geschichten gefallen. Big smile
Die "Pointe" mit der Rorqual hatte ich bei der ersten Version der Geschichte noch gründlich in den Sand gesetzt (Link dazu findest du im Vorwort der Geschichte). Man muss die wirklich nach dem Fertigstellen und nach dem Überarbeiten noch einmal ein paar Tage ruhen lassen. Dann erst fallen einem solche Dinge auf.